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Vellberg / Verwaltung und Rat wollen das Schloss loswerden

Mit neuem Konzept zur Städtlebelebung

Pächter räumt nach zwölf Jahren und Insolvenz das Hotel - Statt nahtlosem Übergang "Übergabe besenrein"

Im vergangenen Jahr beschloss der Vellberger Gemeinderat, das Schloss und die Nebengebäude zum Verkauf auszuschreiben. Zu hoch schienen Ver-waltung und Räten die Summen zur Defizitabdeckung, die jährlich im Etat auftauchten. Zugleich verlängerte man den Vertrag mit Hotelpächter Uwe Rößler um lediglich ein Jahr. Direkte Folge: Insolvenz zur Jahresmitte.

Ernst-Walter Hug

Vellberg. Kaufinteressenten für das Schloss gab es eine ganze Reihe. Zu einem fuhr der Gemeinderat mit einer Delegation im Spätsommer sogar hin. Doch zu Gesprächen kam es erst gar nicht. Im Oktober sagte der potentielle Investor aus Pforzheim kurzfristig ab. Mit einem weiteren Interessenten aus dem nahen Crailsheim aber scheinen solche Gespräche in Gang gekommen und bis zu einem Konzept gediehen zu sein. Im Gemeinderat wurde dieses in der letzten Sitzung des Jahres nun vorgestellt. Wieder einmal soll am Schloss umgebaut werden, diesmal sogar mit Eingriffen in die historische Substanz. Ein Aufzug soll angebaut werden - wenn der Denkmalschutz zustimmt. Und wie man hört auch ein weiterer Gastraum bei gleichzeitiger Verkleinerung der Küche. Während der jetzige Betreiber sich fragt, wie das funktionieren soll und den Kopf schüttelt, sprachen einige Vellberger Räte von einem "überzeugenden, schlüssigen Konzept", von dem man sich erhoffe, dass das Städtle wieder belebt wird.

Doch gerade jetzt hat derselbe Rat auch beschlossen, das förmliche Sanierungsgebiet 'Städtle' zum Jahresende aufzuheben. Förderung für die Schlosssanierung wird es nicht mehr geben. Damit muss sich der künftige Käufer auseinandersetzen, nicht mehr die Räte, die lediglich die Defizite los werden wollen, die von bisherigen Sanierungen verursacht jährlich wiederkehrend im Haushalt der Stadt auftauchen: inklusive Abschreibungen und Zinsen waren es etwa 177 000 €uro im Jahr 2003, rund 190 000 €uro im Jahr 2002. und die Jahre davor war das nicht viel anders. "Die Rückflüsse aus dem Pachtvertrag standen in keinem guten Verhältnis zu den Folgekosten der Investitionen", so Vellbergs Kämmerer Oliver Taubald schon im Sommer.
Millionenbeträge hatte das Stätdchen in den vergangenen Jahren in die Erhaltung und Modernisierung des Schlosses investiert, auch mit Zuschüssen des Landes. Solche Zuschüsse sind zum Erhalt eines derartigen denkmalgeschützten Anwesens auch notwendig. Die würde auch ein künftiger privater Investor bekommen. Doch muss man nun befürchten, dass eventuelle Förderzuschüsse, die die Gemeinde für die immer wieder anfallenden Um- und Einbauten vereinnahmt hat, zumindest teilweise zurück bezahlen muss, wenn man nun das Gebäude veräußert? "Defizite der vergangenen Jahre werden wir durch den Verkauf" - die Vorstellungen bewegen sich um Beträge von plus/minus 500 000 €uro, hieß es im Juni - "sicherlich nicht ausgleichen können", so der Kämmerer.
Doch wer, so fragte man sich damals bereits, wird ein solches Objekt übernehmen, wenn er aus den Büchern der Stadt schon die jährlichen Defizite absehen kann. Die Vellberger Verwaltung hielt sich bedeckt. Nicht zu den Kaufinteressenten gehörte der Pächter des Schlosshotels, Uwe Rößler. Der nämlich hatte im Juni Insolvenz anmelden müssen, mit verursacht durch die Politik der Stadt rund um den Verkauf und die Ausschreibung, wie er meint. Bis fast an die Weihnachtszeit heran aber wurde der Hotelbetrieb unter Insolvenzverwalter Dr. Oliver Kirschnek und mit dem Pächterehepaar Rößler weitergeführt. "Wir waren praktisch voll belegt. Die Geschäftskunden haben uns nicht im Stich gelassen. Lediglich das Tagesgeschäft im Restaurant kam fast völlig zum Erliegen."
Jetzt ziehen die Rößlers nach zwölf Jahren aus dem Schloss aus. Teile der Einrichtung wurden bis nach Hamburg verkauft, etwa die historischen Möbel des Kraft-Turmes. Der Weinkeller ging nach Stuttgart ins Edelrestaurant 'Delice'. Andere Teile übernahmen Kollegen aus der Region. Ungklärt ist die Zukunft des kürzlich noch mit Preisen ausgezeichneten Spitzenkochs Uwe Rößler. Möglicherweise, so deutete er an, bleibe er der Region erhalten. Zum Jahresende jedenfalls wird er das Schloss "besenrein", wie in einem gesonderten Fax der Stadtverwaltung gefordert, übergeben.

 

 

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