eMail an editor

Aktuell Archiv Extra

 

Goethe-Institut / Die Welt zu Gast bei Goethe

16 Deutschlehrer aus 15 Ländern

Deutsch als Fremdsprache im Vergleich mit deutscher Muttersprache - froh, dass Hall gewählt statt Berlin

Ein dreiwöchiges Seminar brachte 16 Deutschlehrern aus 15 Ländern einen völlig neuen Eindruck von Kultur und Sprache, von Land und Leuten. Was sie in Hall erleben ist "Deutsch auf neuestem Stand" sozusagen, wie es Seminarleiter Wolfgang Schwarzkopf ausdrückte

Ernst-Walter Hug

Hall. Tam Nguyen Thi Huyen aus Vietnam, Sonia Sharma aus Indien, Fernan Huaquipaco aus Peru, Mzia Chkhartishvili aus Georgien, eine Teilnehmerin aus Ägypten, eine aus Äthiopien "und ich fühle mich als Teilnehmerin aus Europa schon fast wie eine Exotin", lacht die Teilnehmerin aus Griechenland... die ganze Welt kam in dieser Gruppe zusammen, um Hall das Neueste über Deutsch und Deutschland zu erfahren. "Und Deutschland ist völlig anders, als es über die Medien in all den Ländern - zum Teil sehr unterschiedlich - dargestellt wird, " sagt etwa Daniela Gewelke de Di Ciriaco aus Argentinien. Sie ist gebürtige Deutsche (Ost), ging gleich nach der Wende nach Argentinien und war erstaunt, das Deutschland so ganz anders als in ihrer argentinisch-DDR-deutsch geprägten Vorstellung. Sie wollte eigentlich zuerst nach Berlin, sagt sie und ist nun froh, dass sie den Kurs in Hall gewählt hat.

16 Deutschlehrer aus 15 Ländern und ihre Betreuerinnen vom Haller Goetheinstitut. Ihre Erkenntnis: Deutsche Kultur lernt man am Besten in einem deutschen Kleinstadtinstitut. Denn Großstädte sind in ihrer Anonymität überall auf der Welt fast gleich. Zwei Drittel der ddeutschen aber leben nicht in großen Metropolen, sondern in der Provinz.      Foto: rh

"Auch ich hatte ein völlig falsches Bild, "meint Zähra Aliewa aus Aserbaidschan. "Man kann so etwas wie Alltagskultur aus Büchern und Zeitschriften lernen" Und die Teilnehmerin aus dem Irak, Journalistin bei Radio Bagdad International, Übersetzerin und (wie die meisten der anderen Teilnehmer an diesem Seminar) in der Erwachsenenbildung tätig, sie war einfach überwältigt von der Tatsache, nach 26 Jahren wieder einmal das Land verlassen zu können. Sie erzählte von Freunden aus Chemnitz, die sie einst in Bagdad kennen lernte und jetzt übers Wochenende besuchte. Deren Kinder waren damals Babies und sind heute 26 und 30 und verheiratet. Zwei mal fünf Stunden hin und wieder zurück sind die quer durch Deutschland gefahren, nur um mich eineinhalb Tage bei sich zu haben. Einfach toll."
Sie alle können gut Deutsch sprechen und haben täglich mit der Kultur und der Sprache zu tun. Doch für Tam Nguyen Thi Huyen war es wie ein Schock, als sie nach Flug und Bahnfahrt in der deutschen Provinz ausstieg. "Ich kam mir völlig verloren vor." Am Flughafen ging das noch, das ist international und große Städte sind irgendwie überall gleich auf der ganzen Welt. "Und dann hat mir ein Mann hier aus Schwäbisch Hall so freundlich geholfen, und wie sich herausstellte, war er mein Nachbar, dort wo ich wohne. Die Welt lebt von Zufällen."
"Und man lernt vor allem eines", meint Carolina Galleguillos aus Chile, das Vorurteile genau das sind: Vorurteile. Deutschland ist so ganz anders, als die Vorstellung, die man sich vor dem Hintergrund der eigenen Kultur macht. Ich werde jedem empfehlen diese Erfahrung selbst zu machen."
Man fühle sich sehr wohl hier, lobt auch Aigul Mussajeva aus Kasachstan, Stadt und Leute. Man bekomme einfach eine andere Vorstellung von dem Land. "Was mich am meisten begeistert aber, das hat gar nichts mit den Menschen zu tun: hier ist einfach alles grün!"
Aber jeder, jede aus dem Seminar hat da andere Erfahrungen gemacht. Auch untereinander korrigiert sich im Gespräch das Deutschlandbild, werden Erfahrungen ausgestauscht, entstehen über die gemeinsame Sprache Freundschaften. "Sie haben ein gutes Motto gewählt für die Weltmeisterschaft im Fußball", sagt Fernan Huaquipaco Aus Peru. "Die Welt zu Gast bei Freunden. Aber der Freund meines Freundes ist auch mein Freund. So haben Sie, so haben wir" - erzeigt in die Runde am Tisch - "Freunde auf der ganzen Welt"

 

 

 

©  product verlag img.eMaileMail an Redaktion