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Literatursommer / Lesung mit Autor Gunter Gerlach

Geschichten von gefrorener Leiche
und einem hyperallergischen Detektiv

Krimi-Quiz um Einschusslöcher und gerahmte Preise

Kriminell Literarisches als Alternative zum WM-Abend wurde vergangenen Freitag im Anlagencafé unterm Titel "Mord im Acker" geboten. Zwölf Frauen und zwei Männer versammelten sich unter Gartenbäumen um den Hamburger Autoren Gunter Gerlach. Dazu ein Team, das die Lesung auf Video aufzeichnete.

Ernst-Walter Hug

Hall. Gunter Gerlach ist derzeit Inhaber des Bahnwärterstipendiums, einer Art Stadtschreiberstelle in Esslingen am Neckar. So kamen auch die Studenten der privaten Lazi-Akademie für Film- und Mediendesign dazu, sich in einer Semesterarbeit mit Literatur, insbesondere den teils skurrilen Geschichten des Krimi-Autors Gunter Gerlach zu beschäftigen und ihn filmisch bei Lesungen zu begleiten.

Die Haller Krimiautorin Tatjana Kruse, die ihren Hamburger Kollegen Gunter Gerlach für die Lesung im Garten des Anlagencafés gewinnen konnte. Foto: hug

Wirkliche echte Hardcore-Krimis sind die wenigsten von Gunter Gerlachs Geschichten, eher Beschreibungen von skurrile Typen wie dem Haifischmann, dem Mann der sich Wuh nennt, abgekürzt für Wesen unbekannter Herkunft oder dem hyperallergischen Detektiv, der in allen Romanen selbst von seinen Freunden nur Bartsch genannt wird und keinen Vornamen besitzt. Morde im Acker? Gab es überhaupt echte Morde in den Geschichten, die Gunter Gerlach da unter den Bäumen vorlas? Doch ja. Bartsch stolpert ständig über Leichen. Und auch in der ersten gelesenen Geschichte gleich, da schlief einer im selben Bett mit einem tiefgekühlten, toten Mädchen, das ihm ein Bekannter freundlicherweise da hineingelegt hatte - die musste ja irgendwie vom Leben zu Tode gekommen sein, was aber in der Geschichte nirgends erwähnt wird und für die Geschichte eigentlich auch gar nicht wichtig ist, denn in dieser düster-skurrilen Zukunftsvision geht es um das Behalten einer Wohnung. Wohnungen darf man nur behalten, wenn man bei den Kontrollen der Partnerpolizei auch einen Partner nachweisen kann...
Düster und skurril zugleich, geht das überhaupt? Bei Gunter Gerlach schon. In seinen Geschichten können auch die Reifen von alten VW-Käfern bei Regenwetter auf dem Asphalt quietschen. Und wenn er, wie am Leseabend im Acker zwischen seinen Geschichten Krimi-Quizfragen stellt, dann 'erschießt' er diejenigen mit der richtigen Antwort: virtuell natürlich nur, indem er ihnen rote Einschusslöcher auf die Stirn klebt. Als Preise gibt es gerahmte und handsignierte Sprüche aus seinen Romanen. Man merke: der Mann war nicht immer Krimi-Autor. Gunter Gerlach studierte einst in Hamburg an der Hochschule für Bildende Künste und schlug sich danach mit "Visueller Poesie" durchs Leben. Zum Krimi-Autoren hat ihn sein Verlag gemacht. "Der hat das Recht auf alle meine Bücher 'Krimi' zu schreiben", so Gerlach. Auch auf jene Geschichte, die im Haller Acker "Weltpremiere" hatte, bestimmt eigentlich für das am Tag darauf in Esslingen stattfindende Erdbeerfest: "Ein Mann verliebt sich in die Verkäuferin des Käseladens. Nach kurzer Zeit wird seine Haut wachsartig wie die von Käserinde. Die Freudin wechselt den Job, verkauft im Wolleladen an der Ecke: seine Haut zeigt starken Wuchs von Wollhaaren, so dass er sich ständig überall am Körper rasieren muss. Dann ist Sommer und die Freundin verkauft Erdbeeren am Straßenrand. Seine Haut rötet sich, zeigt kleine Grübchen mit je einem dunklen Körnchen, und als die Freundin dann zur Gurkenverkäuferin wird...
Mord im Acker? Höchstens, dass eine der Zuhörerinnen vor Lachen gestorben wäre.

 

 

 

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