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Gedächtnistraining / Der berühmte schweizerische Trainer Gregor Staub zu drei Seminaren in Hall

In zehn Minuten thailändisch zählen

Sich Namen und Zahlen oder Prüfungsstoff merken: alles nur Fragen des Trainings und der Methoden

Wenn jemand behauptet, er könne Ihnen binnen zehn Minuten alle Zahlen in thailändischer Sprache beibringen, was würden Sie von diesem Menschen denken? Der Schweizer Gedächtnistrainer Gregor Staub konnte dies am Ende seiner Seminar-Vortrages mit seinen rund 250 Zuhörern. Und die meisten hätten zwei Stunden zuvor auch den Kopf geschüttelt und gesagt: "unmöglich."

Ernst-Walter Hug

Hall. "Ein Ire fand in einem Graben einen Storch mit dehnbaren Taschen, darin eine Karte auf der Äste lagen. Daraus formte er Lettern und daraus den Satz "Du sollst täglich einen Liter Milch trinken:" Dann flog der Storch zum Nordpol, wo er langsam und sehr ungern Chachacha tanzte, denn nur sehr wenige Leute tanzen Chachacha. Ein Torrero betrat die Szene mit einem Glas Portwein, auf dem eine Nachtigal saß. Die flog zum Eifelturm und schaute von dort bis Dänemark. Davor die niedren Lande, auf denen ein Hund saß, der bellte und spitze Ohren wie ein Luchs hatte. Der rannte nach Süden und traf dort einen Deutschen und einen Österreicher, die Spaghetti aßen und aus bemalten Tassen tranken, darauf schwammen eine Zitrone und eine grüne Kaper, die von einem Teller mit griechischen Tempeln kamen". Aneinandergehängter Nonsens, der aber Hinweise auf die Namen aller europäischen Länder enthält.

Ob in den Pausen oder nach dem Seminar, stets wird Trainer Gregor Staub von den Teilnehmern umlagert und spezieller befragt. für die Antworten aber hat er seine CDs und seine Bücher

Keiner der Zuhörer hätte gedacht, diese Geschichte je im Gedächtnis behalten zu können, nachdem sie Trainer Gregor Staub nur ein einziges Mal erzählt hatte. Und doch: Seine Technik, auch Abstraktes mit anderen Dingen in der unmittelbaren Umgebung zu verbinden - es soll auch mit vorgestellten virtuellen Verbindungen funktionieren - führte dazu, dass nahezu jeder dazu fähig war. Wer von seinen Zuhörern in der Turnhalle der Sibilla-Egen-Schule, wo der Gedächtnistrainier zunächst Schüler und Lehrer und am Dienstag Abend auch die Öffentlichkeit in Seminaren schulte, wird je wieder einen Basketballkorb anschauen können, ohne an die Zahl 16, einen Blumentopf oder den sechsten US-Präsidenten nach dem 2. Weltkrieg (Carter) zu denken? Oder seine Schuhsohle ohne an ein Kuchenblech oder das thailändische Wort für eins "nöng"
Was man mit echtem Gedächtnistraining nach seiner Methode erreichen kann, konnte Gregor Staub in seinen, übrigens ohne Honorar gehaltenen Seminaren - ihm genügte der Umsatz mit seinen Lern-CDs (geschätzte 10.000 €uro) - allerdings nur anreißen. Um wirklich mehr als etwas für das Kurzzeitgedächtnis zu erreichen, müsste man schon etwa 30 Stunden verteilt auf sechs Monate investieren und: positiv denken. Weshalb üben etwa Lehrer nicht Spickzettelschreiben mit ihren Schülern? Spickzettel, die sie hinterher gar nicht brauchen, weil sich jeder genau erinnert, wo auf dem Zettel das richtige Ergebnis steht, und weil die Schüler so auch wissen, was beider Prüfung abgefragt wird. Aber Lehrer wollen anscheinend ja nicht feststellen, was ihre Schüler gelernt haben, sondern was sie nicht gelernt haben. Und bei manchen hat man den Eindruck, sie setzen mit den Prüfungsaufgaben ihren ganzen Ehrgeiz da rein, ihre Schüler bei einer Gedächtnislücke zu ertappen. Von positivem Denken, von Motivation, das Gedächtnis zu trainieren bleibt da nicht viel. Warum so fragte er die Lehrer direkt, werden in einer Klassenarbeit 15 Fehler angekreuzt und danach eine Note ausgerechnet, und die 400 richtigen Wörter werden überhaupt nicht erwähnt, warum die 5 Fehler in Mathe und die richtigen Zahlen nicht?
Apropos Zahlen: nöng=1, song=2, sa:m=3, si:=4, häa=5, hok=6, dsched=7, pä:d=8, kau=9, sip=10, siphäa=15, häasip=50, roi=100, häaroi=500, p(h)an=1000. Ehrenwort: wie die Geschichte am Anfang, alles ohne Aufschrieb, aus dem Gedächtnis.

 

 

 

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