eMail an editor

Aktuell Archiv Extra

 

Film / Casting für Komparsen im Alten Schlachthaus
Filmhilfstruppen für den Roten Baron
Besonders gesucht: versehrte junge Männer - Agentur "bcasted" zum fünften Mal in Schwäbisch Hall

Schwäbisch Hall scheint sich zu einer Art Filmstadt in Baden-Württemberg zu entwickeln, nicht zuletzt wegen des Museumsdorfes im Hohenloher Freilandmuseum von Wackershofen: Erneut wird ein Film gedreht, zum Teil zumindest und am gestrigen Sonntag fand das Casting für die Komparsen im Theatersaal des alten Alten Schlachthauses statt

Ernst-Walter Hug

Hall. Otthilde Hauer aus Michelbach: "Ich bin mit meiner Tochter und meiner Enkelin hier. Wir werden ja schon die drei G, die drei Generationen genannt, weil wir immer zusammen unterwegs sind. Ich wollte das einfach mal ausprobieren. Mal sehen, ob ich genommen werde."
Da es vor allem junge Frauen sind, die zu Castings gehen und sich registrieren lassen, ältere Frauen und vor allem Männer im Vergleich dazu recht selten und viel weniger, als in der Regel beim Film gebraucht werden, ist Chance nicht gerade klein. Wenn nicht bei diesem, vielleicht beim nächsten Film, den Brigitte Hofmann und ihre Casting-Agentur "bcasted" aus Tübingen besetzen. Der "Rote Baron" mit Til Schweiger in der Hauptrolle ist nach "Angelique, das unbezähmbare Herzu", nach "Himmlische Verführer", "Zeppelin" und den danach leider nicht in Baden-Württemberg gedrehten "Drei Schwestern made in Germany" bereits der fünfte Film, den "bcasted" in Hall mit Komparsen zu besetzen sucht. Zwei Drehtage im Hohenloher Freilandmuseum und vier Drehtage in Abtsgmünd-Hohenstadt sind vorgesehen. Der Rest des Filmes wird in Tschechien abgedreht.

Ausgefüllte Bogen prüfen, zwei Fotos schießen, fertig. Viel mehr passiert beim Casting Termin nicht. Die eigentliche Arbeit, so Brigitte Hofmann (rechts vorne sitzend) passiert hinterher in der Agentur. Was man dazu braucht? "Menschenkenntnis und ein bildhaftes Gedächtnis". sagt die 40-jährige Agenturchefin. Foto: rh

Unter den Kandidaten der Komparserie aber dennoch Leute, die Beziehungen zum Film, zu diesem Film haben: Der 31-jährige Stefan Winkler aus Adolzfurt etwa kennt den Waffensachverständigen Rainer Hermann, der beim "Roten Baron" als Berater mitwirkt. "Und ich interessiere mich schon seit meiner Bundeswehrzeit für Waffen. Warum also nicht mal im Film einen Soldaten spielen", sagt er. Ob er's darf, weiß er frühestens in drei, vier Wochen. So lange wird Brigitte Hofmann brauchen, die in den letzten Jahren rund 80 Prozent aller in Baden-Württemberg gedrehten Filme in den schauspielerischen Nebenrollen und mit Komparsen bestückt hat - "Requiem" nennt sie und "Vier Töchter" von Regisseur Rainer Kaufmann sowie eine Kinderkrimireihe für den SWR - um die Komparsen aus den Castings und aus ihrer rund 4000 Einträge umfassenden Kartei auszuwählen. Vier Wochen, dann verschickt "bcasted" die Zusagen und die Termine, wann, wer, wo gebraucht wird. Absagen übrigens gibt es keine.
Stefan Winkler war übrigens nicht der einzige, der eine etwas weitere Anfahrt auf sich nahm. Benjamin Hartner (23) kam aus Honhardt. Seine Motivation: nach dem Spaß, den ihm das Theaterspielen in Sketchen bei seinem Verein machte, will er nun mal Film kennenlernen und das Hohenloher Freilandmuseum in Wackershofen. Und manche, wie Christine D'Amelio, die eigentlich nur ihre 10-jährige Tochter Maria zum Casting begleiten wollte, wurde kurzerhand überredet doch auch einen Personalbogen auszufüllen. Andere wie Richard Spang aus Stimpfach hatten sich vorher schon überreden lassen, als sie nahebei bei einer kleinen, privaten Kunstausstellung waren und danach mit der ganzen Besucherschar zum Casting marschiert waren. Und dennoch glaubte "bcasted-Chefin" Brigitte Hofmann nicht, dass sie in Hall alle Komparsen für den "Roten Baron" bekommen werde. Das große Problem: Sie braucht mindestens zehn Versehrte, arm-. und beinamputierte, die zudem noch nicht älter als 40 Jahre alt sein sollten. Einen Tipp bekam sie allerdings: doch mal in diesem speziellen Fall ein Casting in Krautheim beim Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter abzuhalten. Sich bewerben übrigens kann man auch direkt im Internet: "www.bcasted.de, das ist meine Webadresse", so Brigitte Hofmann, "da erfährt man alles weitere."

 

 

 

©  product verlag img.eMaileMail an Redaktion