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Goetheinstitut / Ein Tag Praxis im deutschen Arbeitsalltag Japanische Hochschullehrerin und Kurskolleg(inn)en begleiteten Tandempartner bei beruflichen Pflichten Sie ist Dolmetscherin und Hochschullehrerin und all ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Kurs haben sie beneidet um ihre Aufgabe beim Praxistag: Junko Horiguchi hospitierte einen Tag lang im Kaffeehaus. Ernst-Walter Hug Hall. 24 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus 19 Ländern waren vergangenen Donnerstag einen Arbeitstag lang mit Tandempartnern in deren beruflichem Alltag unterwegs. Zwei waren bei der Berufsberatung in der Agentur für Arbeit, einer begleitete eine Streifenwagenbesatzung der Polizei, andere waren einen Tag in der Buchhandlung, im Blumenladen, bei einer Designerin, bei einem Pfarrer, bei der Caritas, im städtischen Archiv oder in einem Schulrektorat bei der Planung fürs kommende Schuljahr dabei. Junko Horiguchi aus der südjapanischen Stadt Munakata durfte beim Kuchenbacken zuscbauen, sich an kleinen Törtchen auch selber versuchen, durfte natürlich Kuchen auch essen - "was ich aber nur in Maßen getan habe", sagt sie und zeigt auf einer kleinen Kamera viele Digitalbilder, die sie in der Backstube und im Café geschossen hat, - schaute und vor allem hörte (im Café Ableitner) Karin Boelz bei der Arbeit an der Kuchentheke und beim Bedienen an den Tischen über die Schulter Und am späten Nachmittag, als ihre Kursleiterinnen Renate Köhl-Kuhn und Evangelia Karagiannakis samt Seminarassistent Jan Wiegelmann zum Kaffeetrinken kommen, wagt sie sich auch daran, selbst nach dem Begehr zu fragen. "Eine Eisschokolade, bitte, ein Eiskaffee, eine Tasse Kaffee, bitte..." Keine fünf Minuten kommt Junko zurück, balancierte alles wie ein Profi auf einem kleinen, runden Tablett. Dann setzte sie sich dazu, erzählt, was sie den Tag über erlebt hat.
"Die Sprache ist eine ganz andere, als in Büchern, in Filmen oder im Hochschulalltag. Mir gegenüber redeten die Leute hochdeutsch" (oder was sie dafür hielten), "untereinander - auch Frau Boelz über die Theke hinweg - gebrauchen die Leute eine ganz andere Sprache: nicht nur, dass die Menschen hier einen Dialekt reden, der für mich sehr viel weicher klingt, als das Hochdeutsch, es ist auch andere eine ganze Art von Gespräch. Heute morgen zum Beispiel, da waren fünf ältere Frauen da. Die haben im Café an einem Fensterplatz gesessen und zusammen gefrühstückt. Sie treffen sich dort immer zwei Mal die Woche, weil sie zuhause niemanden mehr haben, mit dem sie reden können. Nochmal ganz anders wird in der Backstube gesprochen."
Sehr umfangreiche Erfahrungen haben auch IgorMelniychuk aus der Ukraine und Gyula Dancsok gemacht, die einen Tag bei der Berufsberatung waren. Auch sie kamen nach Behördenschluss ins Café (Ableitner), um zu sehen, wie es Junko bei ihrem "Traumjob" erging. |
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