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Seit April haben die Züchter erstmals eine Lamm-Königin
Irene I. ist Schäfermeisterin

Lächeln für das "Württemberger Lamm"

Wer für das "Württemberger Lamm" werben und lächeln soll, der muss viel wissen. Vor ihren Königinnen haben die Kommissionen beim Wein wie beim Lamm hohe Hürden aufgebaut. Kein Problem für die erste Lamm-Königin überhaupt, die bestimmt wurde: Irene Nagel ist Schäfermeisterin

ERNST-WALTER HUG

Seit April darf die 22-Jährige aus Winzingen bei Donzdorf (im Tal der Salach am Westrand der Ostalb gelegen) als Irene I. für das "Württemberger Lamm" lächeln. Was dabei genau ihre Aufgaben sind, und wie und wo sie das am besten macht, das muss sie allerdings erst noch herausfinden, etwa im Gespräch mit den Kolleginnen vom Wein. Zwei Jahre hat sie dafür Zeit, dann wird sie ihre Erfahrungen an die nächste, dann nicht vom Verband bestimmte, sondern gewählte Lamm-Königin weitergeben.
Hohe Hürden in Form von Wissen über das Schaf, das waren für Irene Nagel bei der Kür im April im Freilandmuseum Beuren nicht wirklich welche. Seit ihrem 16. Lebensjahr beschäftigt sie sich professionell mit Schafen. Zuhause in Winzingen haben die Eltern seit einigen Jahren eine "kleine Herde", wie sie sagt. Immerhin 400 Tiere werden auf dem einstigen Milchviehbetrieb gehalten, meist auf Koppeln rund um den Hof. Denn auf Wanderschaft gehen die Eltern nicht, wie die Schäfer auf der Schwäbischen Alb, etwa in St. Johann bei Reutlingen, wo sie ihre Leere begonnen hat, oder in Steinheim am Albuch auf der Ostalb, wo sie sie beendet hat. Und auf der Schule in Schwäbisch Gmünd, auch nicht all zu weit von zu Hause entfernt hat sie dann auch noch die Meisterprüfung abgelegt.


Irene Nagel: württembergische Lamm-Queen und gelernte Schäfermeisterin. Foto Hug

Nicht zu verwechseln mit "der Schäferprüfung", lacht sie. Die kann jeder Schafehüter schon nach einigen Tagen: So nennen die Schäfer nämlich die typische Haltung, in der sie als Klischee auf jedem Foto mit Schafe hütendem Schäfer abgebildet werden: das aufstützen auf die Schräg in den Boden gestemmte Schippe.
Drei Jahre muss man das Schäferhandwerk erlernen. "Nein nicht das "Rumstehen" auf der Weide", lacht sie, "obwohl dies nicht so geruhsam ist, wie das von außen betrachtet aussieht. Es ist eine ernst zu nehmende Tätigkeit, die Schafe zu beobachten. "Nur dort, am Rande der Herde, wenn alle friedlich grasen, kannst Du sehen, welchem Schaf es gut geht und welches vielleicht krank ist und einen eingetretenen Dorn hat, den man behandeln muss".
Und dafür rennt der Schäfer nicht zum Tierarzt. So was muss er selber können, Klauen schneiden, kleine Wunden behandeln.
Wobei Schafe viel selber wissen: "wo sie hin dürfen, ohne dass der Hund kommt etwa, das lernen sie rasch", sagt Irene Nagel. "Die sind gar nicht so blöde, wie man aus dem Sprachgebrauch gerne vermuten würde, wenn es heißt du dummes Schaf, du blöder Hammel und so weiter." Aber es sind Herdentiere, die sich immer nach den Nachbartieren und den Leithammeln ausrichten.
Wichtig ist für den Schäfer der Umgang mit den Hunden. Einen Schäfer ohne Hunde, das gibt es nicht. Sie anzulernen - eigentlich sind immer junge Lehrlingshunde mit bei der Herde - das ist eine weitere der Hauptaufgaben von Schäfern., so wie das Planen von Wanderrouten, das Bauen von Koppeln, das Aushandeln von Verträgen mit Kommunen über Landschaftspflege, oder die Vermarktung von Wolle und Fleisch der Tiere.
Rezepte für Lammfleisch, das ist jetzt ihr Part als Lamm-Königin, bei solchen Infotagen wie in Wackershofen, bei landwirtschaftlichen Festen, bei den Schäferläufen - meine Schwester Brigitte wurde im letzten Jahr Schäferkönigin in Heidenheim" - vielleicht aber auch mal in Kochsendungen im Fernsehen zusammen mit Spitzenköchen wie Vincent Klink, der ja sehr für regionale Produkte eintritt: "Und unser Württemberger Lamm" ist ein solches Regionalprodukt." Das bereitet man am besten im Backofen zu. Lammfleisch ist nichts fürs schnelle braten. Das muss langsam garen bei nicht zu großer Hitze. Und: am besten lässt man kein Paprika ans Lammfleisch, meint sie, obwohl es natürlich auch Rezepte für Lammgulasch auf ungarische Art mit rotem und grünem Paprika gibt. Doch sie findet, dass Paprika den feinen Geschmack von Lammfleisch zerstört. Knoblauch, Thymian, Salz und Pfeffer, Petersilie, Rosmarin , Zwiebel und Tomaten, die passen immer. Das wird Irene I. demnächst auch bei der Gastronomie-Messe "Slow Food" auf dem Stuttgarter Killesberg allen erzählen, die sich dafür interessieren.

 

 

 

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