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Bildung / Gehirnforscher Dr.Dr. Manfred Spitzer sprach vor ausverkauftem Haus

Fernsehen hemmt Bildung

Elektronische Bildschirmmedien für Kinder bis ins Jugendalter schädlich

"Der höchste Berg Grönlands, die Tonart der dritter Symphonie von Brahms, das Bruttosozialprodukt von Namibia?" Professor Manfred Spitzer sah fragend in die Runde. Niemand wusste es im Publikum. Und der Gehirnforscher hstte seinen Beweis: "Fakten sind nutzlos", sagte er. "Wenn sie wichtig wären für Ihr Gehirn, hätten Sie sich das gemerkt, denn die mesiten von Ihnen haben das sicher schon irgendwo mal gelesen oder gelernt."

Ernst-Walter Hug

Schwäbisch Hall. "Fakten sind nutzlos", doch keiner der Lehrer im Saal, keiner der Schüler feixte, kein Elternteil zeigte sich beunruhigt, wie man zukünftig die Brut zum Lernen bewegen sollte ohne den Vorhalt: "Aber der Herr Professor hat gesagt..." Bevor Professor Dr.Dr. Manfred Spitzer diesen Satz auf seine Zuhörer im Saal losließ, hatte er sie zuerst dorthin geführt, ihnen erklärt, in welchem Kontext diese Aussage richtig ist. "Ein Gehirn lernt so nicht. Wenn es das tät, dann wäre es eine Festplatte, ein Speichermedium und sie würden sich an jeden Laut, jeden Satz, jeden Fakt erinnern, der Ihnen in Ihrem Leben schon über den Weg gekommen isrt" Natürlich lernt ein Gehirn Fakten, das Einmaleins oder fremdsprachliche Vokabeln. Aber es merkt sie sich nicht so, sondern immer im Zusammenhang mit anderen Eindrücken und die müssen gar nichts mit dem gelernten Faktum zu tun haben.

Deutlich machte er dies an einem grammatischen Beispiel Verben die auf "-ieren" enden haben im Partizip Perfekt kein "ge-" vor der Stammsilbe: Beispiel: "Ich bin am Wald entlang gelaufen aber nicht entlang gespaziert." Das Gehirn kann dies, obwohl ein Muttersprachler diese Regel nie als Regel gelernt hat. Zwölf Zwerge saßen beim pattieren zusammen und freuten sich dass sue quangen konnten. Andernstags erinnerten sie sich, sie hätten so schön "ge-quangt" und "pattiert". Selbst mit Wörtern, die’S gar nicht gibt, machen wir das automatisch richtig. So lernt das Gehirn
Studien überall auf der Welt haben gezeigt, dass großer Fernsehkonsum von kleinen Kindernsolche Lernentwicklungen deutlich stört. Wer mit drei Jahren viel fernsieht, hat mit sieben Lesestörungen´. Alle kinder werden durchs üben mit der Zeit besser, aber Vielseherkinder holen weniger schnell auf. Die Schere klafft immer weiter auseinander. In einer Studie in Neuseeland, die seit 1972 läuft hat man dies bei 1000 Familien untersucht und festgestellt, dass Kinder mit hohem Fernsehkonsum, häufiger die Schule nicht beenden, häufiger keine Berufsausbildung machen und nur zu zehn Prozent einen Universitätsabschluss erreichen. Kinder die wenig ferngesehen haben, unter einer Stunde pro Tag, schafften zu 40 Prozent einen Hochschulabschluss. Und un dieser Studie wurden zahlreiche Faktoren wie das soziale Milieu etwa herausgerechnet. Der Effekt blieb der gleiche.

Info
Professor Dr. Dr. Manfred Spitzers Thesen und Beweise kann man in seinen Büchern nachlesen, aber auch "im Fernsehen sehen": auf BR-alpha in jeweils 10- bis 15 minütigen Häppchen. Demnächst wird die schon aus mehr als 100 Folgen bestehende Serie fortgesetzt. Bis dahin kann man sich die Folgen auch online im Internet ansehen. Unter
  br-online.de/alpha/geistundgehirn/ sind alle bisherigen 106 Folgen hinterlegt, auch die Folgen 67 und 68, die sich mit dem Fernsehkonsum von Kindern und seinen Auswirkungen aufs Gehirn beschäftigen.

Man weiß heute auch, warum dies so ist, erklärte Professor Spitzer. Früher dachte man, von speizellen Kinderlernprogrammen, ob am TV, von einer dieser "Baby Einstein" DVDs oder vom Compter und Internet würden die Kinder schlauer. Dass dies so nicht stimmen kann, kann man ja schon beim Anblick der Couch-Potatoes erahnen, die sich nur noch für ihren nächsten Film, die nächste Sportschau interessieren, und darüber alle Freunde, allse Sozialkontakte verlieren, nicht mal mehr Zeitung lesen. Ihre Welt wird flach und eindimensional. Babies, die noch keine Vergleichsmöglichkeiten mit der Welt haben, lernen dabei gar nichts, ältere Kinder graben die TV-Eindrücke undeutliche, unscharfe Spuren ins Gehirn, denn mehr als die Hälfte der Sinneserfahrungen fehlen: Es gibt kein Tasten, kein Fühlen, kein Schmecken, kein Riechen, nur eine Bildersoße und Geräusche und die kommen nicht einmal von der selben Stelle sondern aus dem Lautsprecher nebenan.. Wie soll da ein Menschenwesen "begreifen", was ein Tisch ist, was ein Glas Apfelsaft, was die richtige Grammatik der eigenen Sprache? Solche Kinder sind dann wirklich bloß durch eine Scheinwelt gespaziert.

 

 

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