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Familie / Mit Drillingen läuft ohne Plan nichts

Erziehungsziel Individualität

Ob Chaos, ob Ordnung, ob Sorgen oder Freude: alles hoch drei

Ernst-Walter Hug

Stress hoch drei? Wegen Drillingen? Iris Lang verneint das. Nach dem ersten Jahr, das für alle Eltern schwierig ist, ob sie Drillinge haben oder nur ein Kind, war alles schon nicht mehr so wild. "Es entwickelt sich, man wächst da rein." Ihren Job als Erzieherin allerdings hat Iris Lang auf Eis gelegt, zumindest als Brötchenberuf. Ehrenamtlich ist sie mittlerweile wieder vielfach tätig. Anna, Jakob und Rahel sind jetzt sieben, und die "freie" Zeit, die Mama bleibt - für Haushalt und was man sonst noch alles für die Familie erledigen muss - ist kontinuierlich gewachsen. Auch die Zeit, die ganz allein ihr gehört. Waren es im ersten Jahr mal zehn Minuten, die sie sich entspannend in den Garten setzen konnte, bleibt nun im achten Jahr seit der Geburt doch die eine oder andere Stunde übrig. Manchmal auch abends im fliegenden Wechsel, wenn ihr Mann abends von der Arbeit nach Hause kommt.
Dann wird Hartmut Lang meist sofort umlagert, muss sich schon auf der Heimfahrt frei machen, mit dem Öffnen der Haustür den Klick im Kopf vom Businessman zum Familienvater. Und das, was seine Frau Iris vielleicht als einfacher empfindet gegenüber früher, weil die Drillinge selbstständiger werden, das mag ihm vielleicht schwieriger erscheinen. Nein, nicht schwieriger: aufwändiger. Denn da wo früher die Babies (oft mit großelterlicher Hilfe) einfach nur versorgt werden mussten, wollen sie heute beschäftigt, angehört, Fragen beantwortet, gelobt, einfach individuell behandelt werden. Und Individualität ist bei Langs in Michelbach Erziehungsziel.


Rahel ist die offensivere, die mutigere, aber - nach Minuten - die jüngste der drei Kinder. Jakobfindet es schön, gleich von zwei Schwestern "verwöhnt" zu werden und Anna, die älteste der Drillinge ist die ruhigste und zurückhaltendste im Trio. Und Mama Iris sieht's mittlerweile ganz gelassen. Foto: ars

Anna, Jakob und Anna gehen zwar in die selbe Schule, aber "ganz bewusst", so Iris Lang, in unterschiedliche Klassen. Jedes Kind hat so seine eigene Lehrerin, Baut sich seinen eigenen Freundeskreis auf. "Es kann schon vorkommen, dass wir mal zehn, zwölf Kinder hier im Haus und in unserem großen Garten haben", meint Iris lang. Aber auch das ist für die Vollzeitmutter mit Erzieherinnen-Ausbildung "beherrschbar." Wenn man Chaos und Ordnung, Sorgen und Freude immer alles hoch drei hat, dann ist dies nur mit klaren Regeln zu machen. "Ohne Plan läuft nichts. Aber den können wir ziemlich flexibel handhaben."
"Mittwochs und freitags ist immer Spiel- und Freunde-Nachmittag", sagt Rahel und zeigt auf dem Wochenplan, wo was eingetragen ist, etwa der Flötenunterricht für alle drei, der Reitunterricht, den auch alle drei erhalten (weil Mama eine passionierte Reiterin ist) oder Sport: Jakob geht zum Fußball und die beiden Mädchen üben Einradfahren. Ach ja, und die Hausaufgaben werden immer nachmittags nach dem Essen gemacht.
Um solche grundlegenden Dinge, die die Kinder von klein an eingeübt haben, gibt es auch selten irgendwelche Diskussionen. Um anders schon, etwa, wie in den meisten anderen Familien, ums Aufräumen, wenn Eltern irgendwann einmal keine Lust mehr haben, immer hinter den Kindern her zu räumen. Langs haben - ohne Plan geht nichts - einen weiteren Plan gemacht. Der hängt an der Eingangstüre. Nach der Schule heimkommen und Jacke, Schulranzen, Schlüssel, Schuhe, oder ein Heft, in dem man der Mama was zeigen wollte, einfach zwischen Flur und Kinderzimmer fallen zu lassen, das gibt’s nicht. Wer’s nicht ordentlich wegräumt kriegt keinen Klebepunkt für den "Aufräumplan" Und ohne vollgeklebten "Aufräumplan" gibt’s kein Goodie, keine Überraschung.
Jetzt ist der Flur, das Wohnzimmer aufgeräumt und - wie anders? - alle drei Kinder haben gleich viel Punkte. Nein. Stress hoch drei sind die Drillinge nicht mehr. Aber in manchen Dingen doch etwas anderes, als einfach drei Kinder zu haben.

 

 

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