eMail an editor

Aktuell Archiv Extra

 

Landwirtschaft / Fünf Jahre Wollschweinzucht in Haßfelden

Salami ist die beste Werbung

Blondlöckchen und Rotwolle bekommen Zuwachs vom Zackelschaf – am 8. und 9. September Hoffest

Mit einem Hoffest wollen Schillings das fünfjährige Bestehen ihrer Wollschweinzucht feiern Eine Woche vorher schon kommt aber was Neues auf den Hof im Vorzeigedorf Haßfelden: Markus Schilling hat sich Zackelschafe gekauft. Sie werden künftig das idyllische Bild der weidenden Wollschafe rund ums Dorf ergänzen

Ernst-Walter Hug

Wolpertshausen. Mit ihren gedrehten Hörnern und dem leicht goldfarbenen Vlies sehen die Zackelschafe fast aus wie ein Urbild des Einhorns - nur: sie haben halt zwei dieser "Korkenzieher" auf ihren Köpfchen. Einen Bock und fünf Schafe holt sich die Familie jetzt auf den Hof. Beginn einer neuen Zucht? "Mal sehen, wie gut wir mit ihnen zurecht kommen und wie gut sie sich bei uns hier fühlen. Die Zackelschafe stammen wie die Wollschweine, die Schillings seit 2002 erfolgreich züchten ursprünglich aus dem Magiarenland. Von dort, oder möglicherweise vom Neusiedlersee in Österreich, wo er einige Züchter kennt, will sich Markus Schilling demnächst seinen dritten Wollschweineber holen, Blutlinien auffrischen. Denn seine Wollschweine stammen ursprünglich von einem aufgelösten privaten, deutschen Tierpark und diversen weiteren Aufkäufen aus dem Hessischen, "Die sind doch alle miteinander verwandt, Das ist bei einer so seltenen und vom Aussterben bedrohten alten Haustierrasse nicht ungewöhnlich. Vom Aussterben bedroht sind die Wollschweine immer noch,. Wenn es weltweit noch mehr als 2000 reinrassige Tiere gibt, ist das viel. 120 davon hat alleine Markus Schilling, der mit seiner Frau Erika den Hof in Haßfelden umtreibt, und mittlerweile wohl der größte Züchter des Wollschweins in Deutschland ist. "Salami ist die beste Werbung für eine alte Haustierrasse. Je eher sie beim Verbraucher ankommt, desto mehr werden die Schweine nachgezüchtet. Und Schillings vertreiben die Erzeugnisse ihrer Schweine mittlerweile bis nach Spanien. "Und sogar nach Ungarn, ins Ursprungsland der Rasse haben wir schon unsere Salami geschickt, Die wollten wohl testen, was wir aus "Ihren" Schweinen machen und wie." Das Ergebnis war wohl überzeugend, denn wir haben ein großes Lob gekriegt.


Blond und rotgelockt sind die Wollschweine. Im Winter ist ihr fell fast so dicht wie das von Schafen. Im Sommer gehen ihnen die Haare aus. Markus Schilling hat eine Herde von rund 120 Schweinen. Foto Hug

Schillings machen alles selbst: Die Aufzucht, das Schlachten (bei einem befreundeten Metzger werden alle zwei, drei Wochen ein paar Schweine geschlachtet und verwurstet) und den Vertrieb. Ein Teil wird direkt ab Hof verkauft - "einfach am Haus Nr. 19 in Haßfelden klingeln", sagt Erika Schilling - ein weiterer Teil wird von Ladengeschäften in der Region vertrieben - in Hall bekommt man Wollschweinwurst und Wollschweinbraten bei den "Hohenloher Schachteln" im Kornhaus - und ein (noch) kleinerer Teil wird übers Internet bestellt und verschickt.
Zum Wollschwein ist der gelernte Lüftungs- und Klimatechniker - "das Wissen kann ich jetzt im Stall gut gebrauchen" - eigentlich über ein Kochbuch. Seine Frau suchte nach einem Rezept für eine bestimmte Art Teig, "Langosch" genannt. Und im selben Buch war eines der Schweine abgebildet, das mit seinen blonden Locken aussah wie ein großes Schaf.
"Tiere hatten wir schon immer, meine Mutter stammt von einem Hof, und in Laichlingen" - die Familie stammt ursprünglich aus der Eifelgegend - "hatten wir mal einen Hof mit Geflügel und allerlei Getier." Um die Jahrtausendwende war die Familie frisch vom Nordwesten nach Hohenlohe gekommen - der Arbeit wegen - und hatte den leerstehenden Hof gepachtet. Und in den Schweinen sah Markus Schilling seine Chance, sich selbststädnig zu machen.
Fünf Jahre lang hat’s nun schon geklappt. Und das wird am 8. und 9. September mit einem Hoffest auch gefeiert. Mit entsprechend gutem Essen natürlichWürtse, Braten und Schnitzel gibt’s vom blond gelockten oder rotbewollten Schwein - "es gibt auch noch eine Rasse mit weißem Bauch und schwarzem Rücken", sagt Markus Schilling, "aber die halte ich nicht." Die Wolle der Schweine übrigens kann man leider nicht verwerten. Die ist im Winter dicht und im Sommer etwas dünner, da fallen die Schweinen die Haare richtig aus. Allenfalls aus den geraden Haaren des Rückenkammes könnte man was machen. "Manche verwerten sie als "Echthaar" für Puppen oder als Pinselhaare, habe ich gehört", sagt Erika Schilling. "Viel zu aufwändig, das könnten wir nicht auch noch bewältigen. Unsere Schweine bleiben ungeschoren." Sie grinst, denn natürlich stimmt das nur im wörtlichen Sinne. Am Donnerstag wird wieder geschlachtet

 

 

 

©  product verlag img.eMaileMail an Redaktion