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Musik / Ob Hümmelchen oder spanische Gaita

Pfeifen, was einem gefällt

Stephan Erber aus Landshut ist zum elften Mal bei den Haller Sackpfeifertagen auf der Comnburg dabei

Ernst-Walter Hug

Er war in diesem Jahr zum elften Mal dabei. "und ich freu mich schon heute auf’s zwölfte Mal", sagt Stephan Erber. Er kommt aus Landshut in Niederbayern und spielt schon "naja, sagen wir mal zwanzig Jahre", meint er und grinst. "Was man so spielen nennen kann. Davor, das war ziemlich viel probieren." Man braucht seine Zeit bis man es beherrscht aus dem Luftsack unter dem Arm gleichmäßig Luft in die Pfeifen pressen zu können. Presst man zuviel, wird’s schrill, unrein und schlägt irgendwann über in disharmonisches Kreischen, bläst man zu wenig, sackt der Ton ab und wird unstet und tiefer. Stephan Erber beherrscht die Technik, spielt nebenbei auch noch Klarinette, Oboe und Querflöte und Sackpfeifen-Instrumente vom kleinen Hümmelchen bis zur spanischen Gaita. "Wenn Sie die aber bei sich zu Hause üben wollen, empfiehlt es sich, einen Ohrschutz zu tragen. Die Gaita ist eigentlich ein reines Freiluftinstrument." Und Probleme mit dem Nachbarn gibt es sicher auch. "Da hab ich das Glück, in einem freistehenden Haus ohne direkte Nachbarn zu wohnen", meint der 45-Jährige, der im "zivilen" Beruf gar kein Musiker ist, sondern Informatiker im Rechenzentrum eines Krankenhauses. "Aber die Musik, die ist ein wesentlicher Teil von mir. Mehr als ein Hobby - ein Bedürfnis."

Informatiker und Musiker Stephan Erber aus Landshut war bereits zum elften Mal bei den Haller Sackpfeifertagen auf der Comburg. Foto: rh

Eigentlich sollte man sein Instrument täglich üben, um gut zu sein, meint Stephan Erber. Täglich aber schaffe er das nicht. Drei, vier Mal die Woche aber schon. Meist allerdings spielt er alleine und deshalb genießt er es, bei den Haller Sackpfeifertagen mit Gleichgesinnten, gleich Interessierten zusammen sein zu können. Über hundert Musiker haben sich an diesem Wochenende zu verschiedensten Kursen auf der Comburg getroffen, gemeinsam geübt, ein Konzert gegeben und natürlich in vielen Gesprächen Informationen ausgetauscht. Dass Stephan Erber, obwohl schon elfmal dabei und seit zwanzig Jahren geübter Musiker in der "Einsteigerklasse" mitmacht, hat seinen Grund: "Einsteiger heißt nicht Anfänger. Das sind alles versierte Musiker. Aber alle haben keine, oder nur geringe Erfahrung im Ensemble-Spiel. Und da ist es gut, wenn man einen erfahrenen Dozenten hat, der einem zeigt, worauf es dabei ankommt." Natürlich hat Stephan Erber auch schon mit anderen zusammengespielt. Bei den niederbayrischen Sackpfeifertagen etwa, die ein Bekannte von ihm organisiert hat, der ihn 1997 auch auf die Haller Sackpfeifertage aufmerksam gemacht hatte. "Deshalb bin ich im Jahr darauf ja auch erstmals hier gewesen." Auch mit anderen Musikern hat er manchmal, zu zweit, zu dritt, kleinere Auftritte bei Altstadtfesten und dergleichen.
Dudelsack und andere alte Blasinstrumente eignen sich bei weitem nicht nur für Mittelalter-oder Renaissance-Musik, wie sie bei diesen Sackpfeifertagen geübt und gespielt werde. Sie eignen sich sehr gut auch für Folklore und - "das haben wir im vergangenen Jahr gemachtm und war sehr interessant" - auch für Musikstile wie "Tango." Erlaubt ist eben auch bei den Sackpfeifern all das, was gefällt.

 

 

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