Buchpremiere in Wackershofen:

Musik, Bilder und eine Geschichte

Schulmeister liest zur Saisoneröffnung im Schulhaus des Museums aus seinem Roman "Der Dorfschulmeister"

von Ernst-Walter Hug

Natürlich stimmen in einem historischen Roman die geschichtlichen Fakten, auch wenn die Geschichte selbst frei erfunden ist. Mit Bildern und Musik und Zitaten aus alten Schriften untermauerte Autor Dr. Gerd Friederich seine Geschichte vom Dorfschulmeister.
Zur Saisoneröffnung des Hohenloher Freilandmuseums gab es eine Buchpremiere: Autor Gerd Friederich war samt Verleger Titus Häussermann und Mitherausgeberin Christel Werner - "quasi als eine Art Familienausflug", wie der Gründer des Tübinger Silberburg-Verlages zur Einführung sagte - nach Wackershofen gekommen und stellte seinen Roman "Der Dorfschulmeister" vor. Warum gerade dort? Nun: im Museum gibt es ein altes Dorfschulhaus aus der Zeit, in der Friederichs Roman spielt, und ein Teil seines Buches spielt im Hohenlohischen, auch wenn er die Orte "Eisenbronn" und "Winterhausen" frei erfunden hat. "Der Dorfschulmeister" ist nicht sein erstes Buch, aber sein erster Roman. Mit dem Thema Geschichte der Pädagogik aber beschäftigt sich Dr. Gerd Friederich schon seit mehr als 35 Jahren, hat dazu auch einige Schriften und Bücher verfasst. Schulgeschichte war nicht zuletzt sein Promotionsthema.

Buchpremiere im Freilandmuseum: der ehemalige Mergentheimer Schulamtsleiter und Autor des historischen Romanes "Der Dorfschulmeister" Dr. Gerd Friederich, Verlegerin Christel Werner und Silberburg-Verlags-Gründer Titus Häussermann stellten sich vor dem alten Museumsschulhaus in Positur. Foto: rh

Seinen Romanhelden Hansjörg Rössner lässt Gerd Friederich in jenem rasanten Zeitraum rund um die bürgerliche Revolution des 19. Jahrhunderts agieren, jenen 15 Jahren zwischen 1842 und 1859 in denen aus dem verschlafenen, rein bäuerlichen Württemberg in weiten Teilen ein Land mit Industrien und Reisemöglichkeiten, mit Erfindern und geistigen Vordenkern wird. Hansjörg Rössner, so will es sein Vater, Großbauer in einem oberschwäbischen Dorf, soll Schulmeister werden und nicht den väterlichen Hof übernehmen. Ein Schock für den knapp 14-jährigen, der gerade seine Schulzeit abschließt. Dass dies natürlich seinen Grund hatt, zeigt sich im Laufe der Handlung.
Seminar am Fuße der Alb, Hilfslehrerstellen: Dorfschulmeister ist ein Lehrberuf. Zeugnisse bekamen nicht die Schüler - solche gab es in Württemberg erst ab 1909 -, sondern alle zwei Jahre die Lehrer. Zunächst widerwillig, dann immer interessierter schlägt Hansjörg Rössner den Berufsweg ein, ist den ganzheitlichen Erziehungsmethoden des Johann Heinrich Pestalozzi zugetan und versucht diese als Junglehrer in seiner ersten Lehrerstelle auf den Fildern umzusetzen. Doch die konservativen Kirchenoberen -

Gerd Friederich "Der Dorfschulmeister" 358 Seiten hardcover erschienen im Silberburg Verlag Tübingen ISBN 978-3-87407-783-5 19,90 €uro

und die waren damals die Dienstherren aller Dorfschulmeister, die zugleich immer auch Kirchendiener, Mesner, Vorsänger, Organisten und erst zuletzt auch Lehrer waren - sie versetzten Rössner in den Wirren der Revolution 1848/49 ins Hohenlohische. Hier kommt wohl auch etwas Autobiographie in Friederichs Buch, denn 120 Jahre später in den Jahren der Studentenrevolten war er Junglehrer im Hohenlohischen. Auch er hatte damals Kirchenobere als Dienstherren, denn er war am kirchlichen Aufbaugymnasium in Michelbach an der Bilz beschäftigt.
Der Roman "Der Dorfschulmeister" versetzt die Leser in das Leben vor 150 Jahren und die Zeit der Anfänge unseres heutigen Schulwesens. Und beides, das damalige, wie das heutige Schulwesen kennt der Autor aus dem Efef. Schließlich wurde aus dem Jungelehrer im Schloss zu Michelbach in den 30 Jahren danach ein leitender Schulamtsdirektor, der von der Deutschordensstadt Bad Mergentheim aus einen großen Bereich Hohenlohes unter seinen Fittichen hatte. Nun im Ruhestand hat Dr. Gerd Friederich seinen ersten Roman geschrieben, faktisch stimmig wie ein Sachbuch zwar, aber doch fiktiv und spannend wie ein Krimi.