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Erziehung bestimmt "die Mode"

Authentische Informationen über
Alltag und Gesellschaft

Zum dritten Mal nach Bolivianern und Afghanen stellten nun Studenten und Studentinnen ihr Land einem interessierten Publikum im Goethe-Institut vor. Diesmal gaben zwei Irakerinnen Einblicke in ihren Alltag im Irak.

Ernst-Walter Hug

Hall. Frauen im Irak tragen alle Kopftuch und lange Schlabberkleider, werden von ihren Männern eingesperrt und können keinen Schritt ohne deren Zustimmung machen. Das ist eine landläufige Vorurteilsmeinung über islamische Länder. Im Irak ist dies längst nicht mehr so. Zwei Irakerinnen, angehende Deutschlehrerinnen, die gegenwärtig einen Kurs am Haller Goethe-Institut absolvieren, schilderten den interessierten Zuhörern, wie sie ihr Land, ihren Alltag, ihre gesellschaftlichen Verhältnisse erleben.

Trifa Mohamed (links) und Nasreen Kader (rechts), zwei irakische angehende Deutschlehrerinnen, stellten ganz subjektiv ihr Land und ihren Alltag dort vor .
Foto: Arslan

 

 

 

 

 

 

Trifa Mohamed aus der 1,6 Millionen Einwohner großen kurdischen Hauptstadt Erbil im schon relativ sicheren irakischen Norden, sie trug bei der Veranstaltung im Goethe-Institut Kopftuch und körperverhüllende Kleidung. Nasreen Kader, ihre Kurskollegin aus der Millionen-Stadt Sulaimanya kam im ganz normalen "westlichen" Look. "Und so ist es überall im Irak", sagte Trifa Mohamed. "Jede hält es so, wie sie erzogen, wie sie aufgewachsen ist. Mein Mann hätte wohl auch nichts dagegen, wenn ich mich anders kleiden würde, und nein, er hatte auch nichts dagegen, dass ich alleine nach Deutschland gegangen bin", sagte sie.
Dass das trotz ihrer 6 und 8 Jahre alten Kinder möglich war, hängt auch mit dem irakischen Sozialsystem zusammen. Das nämlich heißt "Familie". Frauen und Männer wohnen bis zur Verheiratung in der Familie und bleiben auch danach eng im Familienverband. Die Familie tritt auch ein, wenn jemand arbeitslos wird, zahlt für Unterhalt bis hin zur Miete, oder auch für die Kosten der medizinischen Versorgung. Da es im Irak auch keine allgemeine Krankenversicherung gibt, hängt es sehr, von den finanziellen Möglichkeiten einer Familie ab, wie gut die Medizin im Krankheitsfalle ist.
Pasch, Partnerschulen heißt die vom Außenministerium ins Leben gerufene Initiative mit Schulen in aller Welt, die die Irakerinnen nach Deutschland gebracht hat, nach Schwäbisch Hall in eines der Pasch-Zentren, wo Schüler und Lehrer in Kursen gleichermaßen in Deutsch weitergebildet werden. 25 Lehrer und zweimal 40 Schüler und bevölkern in diesem Sommer die Seminarräume im Haller Löchnerhaus. 60 bis 80 sollen es im kommenden Jahr werden, so Peter Panes, Leiter des Haller Goethe-Institutes. Er würde es begrüßen, wenn Haller die Gelegenheit nutzten, Kontakte zu ihnen herzustellen. Denn nichts festige friedliches Zusammenleben und Verständnis mehr, als authentische Information, so wie sie auch in der kleinen Veranstaltungsreihe mit Goethe-Studenten geboten werde.

 

 

 

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