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FestivalgesprŠche auf der Tannenburg
Tolles Ambiente, schšne Stimmung: Castle-Jam zieht 330 Besucher an Ð nur vier statt fŸnf Bands

Bühlertann. 330 Besucher kamen zum "Castle-Jam" auf der Tannenburg - etwas weniger als in den Vorjahren. Das kleine Wochenend-Festival findet im jŠhrlichen Wechsel mit dem "Nestival" von Hochbronn statt. FŸnf Livebands waren angekŸndigt doch zwei haben abgesagt. Eine vierte Band aber konnten Simon Zipperer von der Tannenburg und der jetzt in Heidelberg lebende Hochbronner Marcel Rieck noch organisieren

Ernst-Walter Hug

"Wir haben uns längst überlegt, ob wir nicht einen Verein gründen sollen", meint Simon Zipperer. Denn der harte Kern im Organisationsteam der beiden Festivals, das sind neben ein paar Freunden vor allem Familienmitglieder. Und dieses Team um Simon Zipperer, Marcel und Oliver Rieck sowie Daniel Berroth will sich langsam aus der Kreisklasse in die Regionalliga entwickeln, das erfordert viel Arbeit. "Im Frühjahr schon, da hab ich die Bands angeheuert", erzählt Marcel Rieck. "Und vor ein paar Tagen erst haben wir hier die Gatter gezimmert und das Holzgeländer, damit uns keiner über die Burgmauer fällt", ergänzt Simon Zipperer, betrachtet dabei mit Marcel den wunderschönen Sonnenuntergang hinter der Haller Ebene. Von der Tannenburg aus hat man einen weiten Blick in den Haller Raum und nach Hohenlohe hinein.

Die "Freischwimmer" aus Eigenzell bei Ellwangen mussten die Anheizer spielen und Stimmung ins Publikum auf der Burg zaubern. Foto: Weigert

Einige Minuten der Ruhe, bevor es losgeht. Das Line-Up für die Auftritte stimmt noch nicht. Zwei Bands - "eine erst heute Nachmittag um 17 Uhr" - haben abgesagt Die Schweizer Band "The Chocolate Rolemodels" konnten nicht kommen, weil ein Sänger beim Tauchen offenbar von einem Rochen gestochen worden ist - so wurde es den Veranstaltern mitgeteilt. Die andere Band, die Ulmer "Spacerangers" hatte sich im Anschluss an ihren Auftritt am Vorabend aufgelöst. Und ein Ersatz, die vom Hauptact G.Y.M.P. aus Hall vorgeschlagene Acoustic Band "Kitchen Express" ist kurz nach 19 Uhr noch nicht da. "Ersatz zu finden war auch nicht so einfach", meint Marcel. "Wir wollen ja kein Bum-Bum-Festival, sondern eine gute Mischung bei der sich auch die 40 Plus-Generation wohlfühlt. Ich hoffe das gelingt."
Nebenan unterhalten sich zwei Paare, ebenfalls den Sonnenuntergang betrachtend, über Sternbilder und Tierkreiszeichen. "Nein, dein Sternbild siehst Du an deinem Geburtstag nicht am Nachthimmel. Jetzt im August haben wir den Löwen. Der geht grade unter. Das Tierkreiszeichen wandert immer mit der Sonne, und was zum Zeitpunkt Deiner Geburt überm Osthorizont aufgeht, das istDein Aszendent." Die junge Frau lacht. "Ich weiß, du glaubst da nicht dran." Sie und ihre Begleiter haben noch gar keine Erwartungshaltung für die Musik. Die Stimmung rund um die Burg genießen, ein Getränk in der Hand, Gespräche, der Sonnenuntergang sind wichtiger. Drinnen im Innenhof der Burg eine andere Gruppe: junge Männer - Micha Stefan und Johannes, alle aus der Ellwanger Gegend – sie posieren für ein Foto. "Tiefer", dirigiert Isabell, und: "du lachst ja gar nicht, Jo". Es sind rein private Fotos. "Zur Erinnerung, wo wir alles waren." ergänzt sie. "Hier ist es besonders schön", meint Johannes, der aus Wört kommt, "und ich komme auf viele Festivals." "Richtig heimelige Stimmung", lobt Stefan, "das wird bestimmt toll". Er ist da, weil seine Freundin Janina hier singt, im Trio "Freischwimmer" aus Eigenzell bei Ellwangen.
Sowas wie ein "Freischwimmer" ist auch Katja aus Iggingen. "Ich wär gern öfter auf solche Festivals gegangen", erzählt sie, allein unter dem großen Kastanienbaum im Burghof sitzend, "aber ich bin seit 13 Jahren alleinerziehend, da geht sowas nicht." An diesem Abend aber hätten ihre jetzt doch schon großen Söhne keine Mami nötig, und als sie am Morgen in der Zeitung von dem Festival gelesen habe, habe sie spontan beschlossen: da gehst du hin. "Und jetzt bin ich da", lächelt sie unter ihren schwarzen Haaren hervor. "Wie du siehst, etwas einsam, ich kenn hier niemand", sagt sie, während auf der Bühne Simon Zipperer die "Freischwimmer" und danach das Trio "Ef, Ei & Mi" ankündigt.
Glück für die Veranstalter: "KitchenXpress", hier Sängerin Bianca Lehertshuber, konnten kurzfristig für die beiden ausgefallenen Bands beim Tannenburg-Festival einspringen, wenn auch ohne den Gitarristen. Foto: pm

Auch Bianca Lehertshuber, Jörg Maier und Anna Kenyeres von den kurzfristig eingesprungenen "KitchenXpress" – doch noch "rechtzeitig" eingetroffen - sorgen auch ohne ihren Gitarristen Matthias Horn für entspannte Atmosphäre im Burghof. "G.M.Y.P." haben es nach Mitternacht nicht mehr schwer, das Publikum zum Tanzen zu bringen. Zahlreiche Songs des jüngsten Albums "Dont expect me to come beack" sind zu hören, aber auch einige Songs, die erst in den letzten Monaten erschienen sind. Mit dem Country-Walzer "96" entlässt die Haller Band die Festival-Besucher schließlich in die sternenklare Nacht, die noch lange nicht zu Ende ist - erst gegen 4 Uhr verlassen die letzten Gäste die Tannenburg.
Und das mit der Einsamkeit hat sich auch gegeben, denn auf solch einem Fest bleibt niemand, der's nicht gerade drauf anlegt, allein.

 

 


 

 

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